Besitzen Sie diesen Inhalt bereits, melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.

Dokumentvorschau
iFamZ 6, November 2010, Seite 318

Lokale Rechtskulturen im Sachwalterrecht

Eine multivariate Analyse

Walter Fuchs

Auf dem Gebiet der Strafrechtsanwendung wird die Existenz eines „Ost-West-Gefälles“ in Österreich – strengere Strafen im Osten, mildere Sanktionen im Westen – seit vielen Jahren immer wieder nachgewiesen und kritisch diskutiert. Weniger bekannt ist, dass auch die Praxis des Sachwalterrechts regionalen Mustern folgt, die deutliche Differenzen zwischen Ost und West erkennen lassen: In den östlichen und südlichen Gerichtssprengeln werden, bezogen auf die jeweilige Bevölkerung, deutlich mehr Sachwalterschaften angeregt und Sachwalter bestellt als im Westen. Der folgende Beitrag geht der Frage nach, ob sich diese räumlichen Disparitäten auch dann zeigen, wenn sozialstrukturelle Unterschiede zwischen den Regionen mitberücksichtigt werden. Zudem wird untersucht, welche Rolle dabei das richterliche Entscheidungsverhalten spielt.

I. Problemstellung

Für die empirische Rechtsforschung ist es eine reizvolle Aufgabe, die oft verblüffenden räumlichen Unterschiede der Rechtsanwendung zu entdecken, die in den geschriebenen Normen nicht vorgesehen sind. Bei der Suche nach Erklärungen solcher Muster wird deutlich, dass „lebendes Recht“ stets in gesellschaftliche, ökonomische, institutionelle und kultu...

Daten werden geladen...